nonsoloVivaldi – Jahreskonzerte in Rüti und im Schloss Rapperswil

Es darf vorweggenommen werden: die beiden grossen Konzerte verdienen das Prädikat «ausgezeichnet und spektakulär» und dürften entsprechend in der Chronik der Mitwirkenden Erwähnung finden.

Seit einiger Zeit leitet Maestro Davide Galassi – mit Feuer und enormem Engagement – die beiden Chöre «Bachtelstimmen» und den «CHOR züri ost». Es ist daher wenig erstaunlich, dass ihm schon lange der Gedanke vorschwebte, ein grosses, gemeinsames Konzert mit einem Orchester durchzuführen. Bereits früh wurden die Weichen gestellt, und dies führte in der Folge zum «Neuen Orchester Rüti», einem altersmässig sehr gemischten Orchester. Relativ schnell wurde man sich einig, und für die Vorbereitungen im Hinblick auf die beiden Konzerte – unter der Leitung von Maestro Davide Galassi – haben sich die beiden Chöre und das Orchester zusammengeschlossen. Zielstrebig und mit grossem Enthusiasmus begann der Chorleiter, interessante und abwechslungsreiche Arrangements aus den Bereichen Barock, Klassik, Moderne (und Mundart) auf das Papier zu bringen. Während vielen Proben wurde sehr intensiv geübt. Dabei wurde von den Chören und auch vom Orchester enorme Konzentration verlangt. Im Zentrum stand «Magnificat» von Antonio Vivaldi. Zugegeben, es war nicht immer einfach, alle für das Programm zu begeistern. Im Laufe der Zeit hat es der Chorleiter aber auf wundersame Weise geschafft, die beiden Auftritte für alle zu einem prägenden Erlebnis werden zu lassen.

Über das Wochenende 14./15. Juni 2025 konnte das gemeinsame Projekt Realität werden. Am Samstagabend in der sehr gut besuchten ref. Kirche Rüti zeigten sich Chöre und Musizierende motiviert dazu, einem breiten Publikum das «Erlernte» erlebbar zu machen. Zu Beginn präsentierte sich das «Neue Orchester Rüti» mit Tönen aus «L’inverno – Largo» (aus den «Vierjahreszeiten» von Antonio Vivaldi) unter der Leitung von der dynamischen Verena Zeller. Danach konnten Maya Baumann (Präsidentin Bachtelstimmen) und Koni Risch (Präsident CHOR züri ost) die erwartungsvollen Besucherinnen und Besucher willkommen heissen und ein tolles Konzert ankündigen, bevor sie die Solistinnen Angela Kerrison (Sopran), Nevena Rouben (Mezzosopran), Mihaela Stefanova (Keyboard) und schliesslich den Chorleiter Davide Galassi vorstellen konnten. Er sollte auf witzig Art durch das Programm führen. Der erste Block umfasste «Magnificat», «Laudate Dominum» (W.A. Mozart) sowie «Cantique de Jean Racine» (Gabriel Fauré). Der zweite Teil wurde wieder vom «Neuen Orchester Rüti» eröffnet mit dem «Palladio» (Karl Jenkins) und zeigte Dirigentin Verena Zeller sehr engagiert und in Hochform. In der Folge waren «Amazing Grace» (speziell arrangiert von Davide Galassi), Mundartlied «Zämehäbe» (Georg Schlunegger), von den Männern, und «Memory» (A. Lloyd Webber), von den Frauen, zu hören. Ein eigens für diese beiden Konzerte von Davide Galassi arrangiertes Medley wurde danach von einer Kleinformation interpretiert, zusammen mit den beiden Solistinnen Angela Kerrison und Nevena Rouben. Mit «Blueme» (Polo Hofer, arrangiert von Davide Galassi) fand der Konzertabend seinen Abschluss. Die Anwesenden zeigten sich hoch begeistert und gaben dieser Stimmung mit tosendem Applaus Ausdruck.

Am Sonntag freute man sich auf den einmaligen Auftritt von Chören und Orchester im Schloss Rapperswil. Was werden die Konzertinteressierten erwarten dürfen? Wie werden die Ambiance und Akustik innerhalb der Schlossmauern spürbar werden? In grossartiger, mühevoller und verdankenswerter Vorarbeit ist es einem Einsatzteam gelungen, den «Neuen Hof im Schloss Rapperswil» zu einer Konzertarena umzubauen. Bühne und Bestuhlung wurden profimässig aufgestellt, und so konnte einem grossartigen Konzert nichts mehr im Wege stehen. Oder? Kurz vor Konzertbeginn sorgten starker Regen und ein kaum erlebter, orkanartiger Windsturm für Unruhe. Da Ziegel vom Dach geflogen sind, wurde der «Befehl» erteilt, alle Anwesenden müssten sich unverzüglich in Deckung, d.h. ins Schlossinnere
verschieben. Nach ungefähr einer dreiviertel Stunde war der Spuk vorbei, und das Konzert konnte vor 200 Personen (ausverkaufte Plätze) – im selben Rahmen wie in Rüti – beginnen. Unaufgeregt und voll motiviert bewegten sich die Mitwirkenden, und die Besucher Besucherinnen kamen so in den Genuss von abwechslungsreichen Darbietungen und zeigten sich auch hier tief beindruckt von der bravourösen Performance der Beteiligten, was sie bestätigten mit lang andauerndem Applaus und «Standing Ovation»! Am Ende präsentierten sich der Chorleiter und die Mitwirkenden erleichtert, aber auch hoch erfreut über das Geleistete. Das lange und anspruchsvolle, gemeinsame Einstudieren der Kompositionen führte zu einem glücklichen Ziel bzw. Erfolg. Der Dank gilt vor allem dem Chorleiter Davide Galassi für seine unendliche Geduld und seine stetige Überzeugung von einem wundersamen Gelingen seiner grossen Wunschvorstellung. In den Dank eingeschlossen waren natürlich auch Angela Kerrison, Nevena Rouben, Mihaela Stefanova (sie begleitete die Darbietungen am Keyboard) sowie alle, die in irgendeiner Form zum guten Gelingen der Konzerte beigetragen haben.

Im Anschluss traf man sich in lockerer Stimmung bei einem «Apéro riche» im Schloss oder bei anderer Gelegenheit, und bestimmt dürften da und dort auch Diskussionen über den Konzertverlauf zu hören gewesen sein.

Abschliessend darf oder besser muss gesagt werden, dass diesem gemeinsamen, musikali-schen Projekt ein totaler Erfolg beschieden war. Der ungewohnte Ort der Aufführung in Rapperswil, die eindrückliche Atmosphäre und die überraschende Akustik machten den Anlass zu einem einmaligen Erlebnis. Von allen Seiten gab es lobende Worte, und auch auf schriftlichem Weg waren nur positive Rückmeldungen zu vernehmen. Alle Aussenstehenden waren sich einig: ein solches Projekt muss sich irgendwann wiederholen. Heinz Rothenberger.

Impressionen aus Rüti

Fotos Julian Baumann

Impressionen vom Schloss Rapperswil

Fotos Georgi (Mann von Nevena Rouben) und Julian Baumann